Before Homosexuality
Der Titel verrät das Wichtigste: Before Homosexuality in the Arab-Islamic World 1500-1800. Khaled El-Rouayheb zeigt, dass das Nebeneinander von Knaben besingenden Gedichten und dem Verbot von Arschficken (aktiv und passiv) nicht schizophren war. Zuerst klärt er die Frage, ob mit den Liebesgedichten auf "ihn" nicht Frauen gemeint waren, wie es viele Orientalisten und noch mehr Orientalen der letzten 130 Jahre behaupten. Auch die Mِöglichkeit, dass es reine Konvention war, dass es zum Dichterhandwerk gehörte, Knaben zu besingen, wird erörtert. Er kann Beispiele geben, dass Dichter Knaben besungen haben, die sie gar nicht kannnten, um zu zeigen, dass sie das konnten; aber das war nicht die Regel. Er kann auch zeigen, dass einige Dichter einen konkreten Jungen ihrer Stadt (es geht nur um gebildete Städter) besangen. Auch findet er es relevant, dass die Zuhörer solche Gedichte goutierten – unabhängig davon, ob der Dichter selbst Knaben schön fand.
Ferner unterstreicht er, dass die besungene Schönheit nicht männliche Jünglingsschönheit war, sondern – wie im hellenistischen Rom – mädchenhafte Schönheit.
Zuviel macht er m.M.n. aus dem Unterschied zwischen leidenschaftlichem Verlangen und fleischlicher Verkehr. Dass nicht jeder, der einem Knaben nachstellte, auch zum Zug kam, ist klar. Es sei auch konzidiert, dass der eine oder andere so fromm war, dass er zwar schmachtete, Geschenke machte und dem Jungen in die Backen kniff, ihn aber gar nicht ficken wollte – von Zungenküssen, Blasen und Masturbartion ist ohnehin nie die Rede (der einzige Behelf war der Ficken zwischen den Oberschenkeln).
Dass es solche Frommen gab, ist auch wichtig, damit Knaben-Anhimmeln geduldet werden konnte. Aber es liegt in der Natur des Verlangens, dass es nach Vollzug sich sehnt. – Gewiss gab es auch den, den ein Willfähriger (ein Flittchen sozusagen) nicht mehr reizte, aber eine Bereitschaft, soetwas Sündiges nicht von seinem Nachbarn anzunehmen, war auch vorhanden. Ich glaube, es war nicht einmal "Don't ask! Don't tell" sondern "Insistiere nicht zu sehr! Streit' es lachend ab!" Und Khaled glaubt ihnen (über die Jahrhunderte hinweg), während ich sie für weniger tugendhaft (oder romantisch) halte.
Labels: Knabenliebe, Liebesgedichte, خالد الروَّيهب
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